Nature | Stories

Geschichten zu Fauna und Flora

AllgemeinFaunaVögel

Keas: Neuseelands grüne Clowns

Text: Frank Wieland
Foto: Tomas Sobek (Unsplash)

Neuseeland übt seit jeher große Faszination auf nahezu jeden aus, der ein wenig Zeit dort verbringt. Die grüne Doppelinsel im Südpazifik ist voller zoologischer und botanischer Besonderheiten. Viele Lebewesen, die in Neuseeland vorkommen, findet man nirgends sonst auf der Welt.

Tropische Vögel in kühlem Klima
Ein Kuriosum Neuseelands sind seine Papageien. Trotz des gemäßigten und auf der Südinsel eher kühlen Klimas gibt es in Neuseeland drei Papageien-Arten sowie zwei Großsittiche. Unter den Papageien sticht einer besonders hervor, da er häufig mit Menschen in Kontakt kommt: der Kea (Nestor notabilis).

Leben in Schnee und Eis
Keas sind grünliche, etwa 45 cm große Papageien mit langen, gebogenen Schnäbeln. Während an seinem Aussehen nicht viel Besonderes zu entdecken ist, unterscheidet sich die Lebensweise des Kea deutlich von der anderer Papageien. Im Gegensatz zu ihnen ist er der einzige Hochgebirgspapagei der Welt. Seine Verbreitung liegt ausschließlich auf der Südinsel Neuseelands. Die Landschaft ist geprägt von den Südalpen, einem Gebirgszug, der mit bis zu 3750 Meter hohen Bergen die Insel auf ihrer gesamten Länge durchzieht. Dies ist das Reich der Keas. Eine Wanderung auf den Nationalpark-Treks der Südinsel führt somit mitunter zu interessanten Begegnungen. Unverhofft wird der Weg von einigen neugierigen Papageien versperrt, die sich für alles begeistern können – vom Schnürsenkel bis zum Rucksack. Scheu sind sie in keiner Weise. Sie nähern sich furchtlos bis auf Knabberdistanz und beäugen den Wanderer mit Interesse.

Kühne Abenteurer
Keas sind bekannt für ihren ausgeprägten Spieltrieb. Auf schneebedeckten Berghängen legen sie sich auf den Rücken und rutschen hinunter wie kleine grüne Schlitten. Sie fliegen oft in kleineren Gruppen durch die Bergtäler der Südalpen, immer auf der Suche nach Futter – und neuen Abenteuern. Entsprechend findet man überall dort Keas, wo etwas los ist. Auf Parkplätzen zerrupfen sie gern Scheibenwischer und Gummidichtungen der Fahrzeuge, wodurch sie beträchtliche Schäden verursachen können.

Papagei im Schafspelz
Das Nahrungsspektrum der Keas umfasst Früchte, Nektar, Blattwerk und Samen, aber auch Insekten. Aufgrund ihres unwirtlichen Lebensraumes und durch eingeschleppte Tiere, die ihnen die Beute streitig machen, sind die Keas jedoch auf jede zusätzliche Energiequelle angewiesen, derer sie habhaft werden können. Daher scheuen sie auch nicht davor zurück, das energiereiche Fett toter oder erkrankter Säugetiere zu fressen, unter anderem das der allgegenwärtigen Schafe. Dieses Verhalten brachte den verspielten Papageien bei den Farmern den Ruf eines Schafkillers ein. Aufgrund dessen wurden lange Zeit viele Keas gegen Belohnung getötet. Im Zusammenspiel mit möglichen Vergiftungen durch den Kontakt zu menschlichen Siedlungen sowie eine Dezimierung durch eingeschleppte Raubtiere ist der Bestand des Kea in den vergangenen Jahrzehnten stark zurückgegangen und die Art wird heute als gefährdet eingestuft. Es bleibt zu hoffen, dass Schutzmaßnahmen einen weiteren Rückgang der Kea-Population verhindern, denn der Anblick frei lebender Keas ist ein unvergessliches Erlebnis.

Schreibe einen Kommentar