Die Daywalker
Text & Fotos: Jürg Sommerhalder
Geckos leben auf der Erde seit ungefähr 50 Millionen Jahren. Ihrer ausserordentlichen Anpassungsfähigkeit verdanken sie ihre Ausbreitung rund um den gesamten Erdball. In Afrika und auf Madagaskar lebt eine besonders interessante Gruppe dieser Echsen. Rund 60 beschriebene Arten umfasst die einzige Gattung (Lygodactylus) dieser Verwandtschaft. Im Gegensatz zum überwiegenden Grossteil der Geckos sind die Arten dieser Gruppe tagaktiv und wohl deshalb sehr bunt.
Kletterkünstler
Lygodactylus-Arten bleiben klein, allesamt unter zehn Zentimetern, einige erreichen kaum deren fünf. Abgesehen von wenigen bodenbewohnenden Arten sind alle Vertreter dieser Gattung Rindenbewohner. Man findet sie jedoch nicht nur an Baumstämmen, sie weichen nötigenfalls auch auf Felswände, Mauern und Zaunpfähle aus. Passend zu ihrer kletternden Lebensweise haben diese Kleinechsen an den Zehen und am bauchseitigen Schwanzende Haftlamellen ausgebildet. Letzteres hat ihnen auch den Beinamen “Haftschwanz-Geckos” eingetragen und ermöglicht den Tieren die sichere Fortbewegung, selbst kopfüber an einer spiegelglatten Oberfläche wie etwa einer Glasscheibe.
Schöne Männer
Zwerg-Gecko-Weibchen bleiben kleiner als ihre Männchen. Sie sind unauffällig grau bis braun gefärbt. Die etwas grösseren Männchen hingegen zeigen bei vielen Arten auffällige und bunte Färbungen, oft einen farblich markant abgesetzten Kopf. Diese Merkmale werden erst bei Eintreten der Geschlechtsreife ausgebildet. Bei einigen Arten lassen sich die Männchen schon früher an ihren tiefschwarz gefärbten Kehlen erkennen.
Sonnenbad & Rohkost
Lygodactylus sind heliotherm, sie regeln also ihre Körpertemperatur über die Sonnenwärme. Man kann sie in freier Natur deshalb oft beim Sonnenbaden beobachten. Wie ihre gesamte Verwandtschaft sind Zwerg-Taggeckos vorwiegend Insekten- und Spinnefresser. Sie räumen unter den Sechs- und Achtbeinern mächtig auf, jedoch verschmähen sie – wie viele andere Echsen – auch reife Bananen und andere Früchte nicht.
Fortpflanzung
Die Eiablage erfolgt bei diesen Kleinechsen gecko-typisch in Paketen zu jeweils zwei aneinandergeklebten Eiern. Sie werden in Rindenspalten oder Mauerritzen versteckt. Nach zwei bis drei Monaten Entwicklungsdauer schlüpfen winzige Jungtiere. Sie sind wie die Weibchen eher unscheinbar gefärbt, die heranwachsenden Männchen erhalten ihre Pracht-Färbung erst mit Eintreten der Geschlechtsreife.